Auftakt, Chaos - und Glück

Sonne, blauer Himmel, Temperaturen bis 18°C – da hatte ich mir bereits gestern vorgenommen, die erste Ausfahrt des Jahres 2019 zu unternehmen – und zwar mit der Vespa.

Warum die Vespa? So ganz genau weiss ich das auch nicht, aber es hat wohl mit fehlendem Vertrauen in die Wettervorhersage zu tun. Will die alten Knochen doch langsam an die Saison gewöhnen. Und wie so oft, starte ich direkt nach dem Mittagessen.

Die Vespa hatte in 2019 noch keinen Rollout, aber da mache ich mir wenig Sorgen. Und richtig ist der kleine Motor sofort da und läuft so schön, als hätte ich ihn erst gestern ausgeschaltet. Mehr Mühe habe ich mit mir selber! Es dauert, bis ich alle meine Klamotten gefunden und mich (viel zu warm) angezogen habe. Noch ein wenig Luft auf die Heidenau-Pneus und schon gehts los.

In Laubach wird schnell voll getankt und dann ziehe ich über das Horlofftal in die Hungener Sumpf- und Seenplatte. Nach 25 Kilometern bin ich auch wieder im Flow. Den ersten Halt gibt es nahe Trais-Horloff mitten im Sumpfgebiet, wo sich Schwäne, Reiher, Enten und Gänse bereits in der Sonne tummeln.

Hier kann man es schon einen Moment aushalten, denn die Sonne wärmt sehr ordentlich. Und wie schon erwähnt, bin ich eindeutig zu warm bekleidet.

Deutlich später gibt es die erste und einzige Pinkelpause für heute – und zwar an Hermanns Brünnchen direkt an der Horloff. Diesen Ort werde ich heute in besonderer Erinnerung behalten, aber dazu später.

Dann lasse ich die Vespa für etliche Kilometer dem Lauf der Horloff folgen. Meine Versuche aber, mal so ganz nahe an das Flüsschen zu kommen, sind nicht sonderlich erfolgreich.

Auch wenn diese erste Ausfahrt des Jahres nur runde 90 Kilometer lang war, so bin ich dennoch zufrieden. Für morgen nehme ich mir dann die schwarze Royal Enfield vor und dann bin ich hoffentlich wieder voll drin.

Zu Hause angekommen kommt dann aber beim Auskleiden der Schock: Meine Brieftasche ist verschwunden! Nach kurzer Panik wird klar, dass ich sie nach dem Tanken quasi neben die Öffnung in der Rollerjacke gesteckt habe, und dann ist sie durchgerutscht und irgendwann aus dem Futter wieder heraus gefallen und weg war sie. Nachdem ich telefonisch die Kreditkarten gesperrt habe, bin ich in der Lage, klarere Gedanken zu fassen: Nach dem Tanken habe ich die Brieftasche ganz sicher in die Jacke gesteckt. Wäre sie da schon heraus gefallen, hätte ich das bemerkt. Trotzdem rufe ich kurz bei der Tanke an: Negativ. Und beim Fahren ist sie wahrscheinlich durch die Sitzhaltung auch nicht verloren gegangen.

Am wahrscheinlichsten habe die Börse also beim Absteigen verloren. Und abgestiegen und pausiert habe ich drei mal: In den Sümpfen, an Hermanns Brünnchen und an der Horloff nahe Gonterskirchen. Diese drei Orte werde ich jetzt mit dem PKW anfahren, vielleicht habe ich ja Glück. Natürlich ist der FIAT-Tank ziemlich leer – und mein Geld steckt in der Brieftasche. Also schnell einen 20er gepumpt und auf gehts.

Jetzt fahre ich also die Strecke rückwärts ab und schaue zuerst beim Stopp an der Horloff. Nichts, keine Spur einer Brieftasche. Dann zu Hermanns Brünnchen, einem abgelegen Ort ebenfalls an der Horloff. Und schon beim Aussteigen sehe die schwarze Börse im Laub liegen und kann mein Glück kaum fassen. Unversehrt und komplett liegt das gute Stück am Ort meiner Pinkelpause. Heureka, und ein Stoßgebet geht nach ganz hoch oben.

Die Sache muss sich dann folgendermassen zugetragen haben: Die durchgerutschte Börse hing im Jackenfutter und konnte wegen des Nierengurtes nicht heraus fallen. Erst als anlässlich der Pinkelpause der Nierengurt entfernt wurde, flutsche die Patte durch und landete hier im Laub. Genau so muss es gewesen sein. Aber der Hammer kommt noch!

Als ich nach dem glücklichen Fund wieder zu Hause bin, lade ich die paar Bilder von unterwegs von der Kamera. Und auf dem Foto an Hermanns Brünnchen sehe ich doch auf dem Foto tatsächlich meine Brieftasche am Boden liegen! Hätte ich doch bloß vorher nach den Bildern geschaut, dann hätte ich mir das Kartensperren ersparen können. Die Bankkarte kann ich zwar nächste Woche wieder entsperren lassen, bei der Kreditkarte geht das jedoch nicht – die gibt es neu. Aber OK, ich will nicht jammern, letztlich bin ich froh, dass meine Dämlichkeit doch noch so glimpflich abgegangen ist.

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