Bei den Golden Oldies

An diesem Wochenende laufen die 28, Golden Oldies in Wettenberg – und ich werde wieder hin fahren.

Habe die Veranstaltung nach Jahren der Nichtbeachtung mittlerweile regelrecht lieb gewonnen. Wo sonst in unmittelbarer Nähe gibt es schon so viele alte Fahrzeuge, kostümierte Menschen, gute Musik und Aussteller von altem „Plunder“ zu sehen.

Irgendwie passen ja alle meine Fahrzeuge in diese Veranstaltung, aber nach meiner Meinung am besten die Vespa. Und die nehme ich dann auch für die Fahrt nach Wettenberg. Um 9:30 starte ich bei prima Wetter in Richtung Gießener Land.

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Unterwegs zu den Golden Oldies. Obwohl ich ein Freund der Rockabilly-Szene bin, habe ich mich nicht entsprechend gekleidet – geht auch mangels geeigneter Bekleidung gar nicht. Aber ein ganz kleines bisschen hab ich dann doch versucht, ein wenig old-fashioned zu wirken. Ob’s geklappt hat?

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An dieser Einfallstrasse nach Krofdorf-Gleiberg parke ich jedes Jahr. Die Anwohner leben mittlerweile die Veranstaltung mit. Sie sitzen vor ihren Häusern und Höfen, sind teilweise stilgerecht gekleidet, bieten alten Trödel an oder laden gar zu kühlen Getränken ein – sehr angenehm.

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So gerate ich bereits beim kurzen Gang ins Zentrum des Geschehens in die richtige Oldie-Stimmung.


Und schon laufen die ersten Fahrzeuge ein. Sie sind auf dem Weg zu den Parkplätzen auf der Hauptstrasse, wobei jedes Fahrzeug einen kurzen Stop einlegt und von dem vorzüglichen Moderator kurz vorgestellt wird. Der Opel Kapitän macht heute den Anfang. Der Skoda-Club mit etlichen Fahrzeugen und begeisterten Mitfahrern ist eine echte Attraktion. Ein wunderbarer Jaguar mit leichten Motoraussetzern. Ich kämpfe mich durch die bereits dichten Menschenmassen vor in Richtung ….. ….. des Pavillons, in dem jedes Fahrzeug vorgestellt wird. Gerade ist die Badewanne von Ford an der Reihe, der 17M. Nicht nur Fahrzeuge machen die Veranstaltung so interessant, sondern die vielen Kleinigkeiten am Rande des Geschehens. So wie dieser braune Bearded Collie, der ein leckeres Eis ganz gepflegt verspeist. Die Badewanne ist durch, jetzt ist der Jaguar an der Reihe. Warten auf den Jaguar, der einfach nicht kommen will. Jetzt wissen wir warum: Der Motor läuft nicht mehr und die kostbare Fuhre muss geschoben werden. Das so etwas natürlich gerade einem Fahrzeug der britischen Nobelmarke passieren muss ……. Inzwischen muss ich meine Aufmerksamkeit zwischen tollen Fahrzeugen und noch tolleren Damen teilen. Das ist mal was für mich: Moto Guzzi V7 Spezial Gespann – ein Traum in weiss. Der Renner: Klorollen für die Heckablage mit Beschriftung des Wagentyps oder des Sponsors. Wow, ein unglaublicher Rolly Royce. Anwohnerfahrzeuge: NSU Quick und Dnepr-Gespann. Merceds Benz, Vespa und todschicker Petticoat. Jetzt gibts jede Menge Strassenkreuzer zu sehen, die meisten natürlich aus den USA, wie dieser Cadillac. Und wieder einwandfreie Bekleidung, da gibts nix zu meckern, auch nicht bei den Herren. Musik aus den 50ern bis heute. Der englische Doppelbus der Zeitschrift Oldtimer Markt. Jedes Jahr dabei und immer wieder schön: Die Exponate des Marburger Polizeimuseums. Isetta, BMW V8 und Bulli – alles dabei. Ungewöhnlich beim Buick Riviera sind die Flossen vorn statt hinten. Aber sehr schick. Auch die Russen konnten Strassenkreuzer: Der gewaltige Tschaika, die Staatskarosse der Sowjet Union. Beeindruckend! Ein Traum in Metallic-Grün. Die Viertakt-Fox mit der einseitig gelagerten Kurbelwelle. Herrliches rotes Leder – oder Kunstleder? Wo gibt es heute noch solch ausgeprägte Stilelemente? Amerikanische Strassenkreuzer als Kombis mag ich besonders – hatte ja selbst mal einen: Den Ford Country Squire. Spektakulär: Hier werden live und vor Publikum Vintage-Frisuren gestylt. Womöglich gar für Pudel? Nein, natürlich werden hier Damenfrisuren geschnippelt. Sogar in rosa noch chick. Edler Buick. Die runden Amischlitten, also die Vorläufer der Strassenkreuzer, die haben wirklich was. Ein seltener DeSoto. Länge läuft. Da krieg ich direkt Lust, mit dem V8-Bollern im Ohr durch die Lande zu cruisen. Aber nicht alles muss gross sein: Alte Ape, zur Cafe-Bar umgebaut. Das hat Stil! Zauberhafte Auftritte. Bonnevilles gabs also nicht nur von Triumph, sondern mit vier Rädern auch von Pontiac. Um den Nachwuchs muss man sich bei den Golden Oldies wohl keine Sorgen machen. Und auch eine Thunderbird hatte nicht nur Triumph im Programm. Auf diesen Ständen bekommst Du alles, was Du im Leben nie brauchst – aber trotzdem haben möchtest. Herrlich, diese Pomadedosen. Für mich allerdings völlig unbrauchbar. Kinderwagen im Look eines Strassenkreuzers. Und wenn gerade kein Kind zur Hand ist, müssen die Yorkies ran. Der KTM-Laden vom Schleenbecker liegt ja auf der Hauptpromenade. Und obwohl KTM ja nicht unbedingt Retro-Motorräder baut, war das Geschäft heut geöffnet und das volle Programm wurde gezeigt. Und ja, da ist auch etwas für mich dabei: Die 690er Duke R, eine Fahrmaschine mit 690 ccm, einem Zylinder und 74 PS. Ein wunderbares Krad, habs schon mal Probe gefahren. Leider fehlen mir gerade die 10.000 €. Oha, das tut schon beim Betrachten weh. Es ist nie zu früh ….. Diese Band mit der stattlichen Sängerin lieferte einen Super Soul ab – Respekt. Das sportliche Coupe von DKW mit dem Dreizylinder-Zweitakt-Motor. Die Phalanx der Lloyd Familie. Hier fehlt allerdings der graue Alexander von Ruth und Egon. Mit so einem 17M als Kombi würde ich heute noch fahren – wenn ich einen hätte. Sehr schön! Und noch schöner wäre der Opel Olympia als Cabrio. Beinahe überirdisch schön. Sehr schön umgebaute und modernisierte NSU Max. Ford 12M – besungen von Ulrich Rosky in den 79ern mit den Worten: „Mein Buckeltaunus springt wie immer schlecht an – ein gutes, altes Stück, auf das man sich verlassen kann“. Hier wurde farblich nichts dem Zufall überlassen. Die Schönen: Zündapp Bella Roller. Wunderbarer FIAT 770S. Die waren in den 60ern tatsächlich mein Traum: Klein und flott. Und der 770er als Nutzfahrzeug eines Schokoladenhändlers. Eine schöne Reihe von Opel Rekords. Nochmal Live-Musik! Die Herren bringen gerade eine Super-Variante von Gimme Shelter von den Stones. Das hör ich mir bis zum Schluss an, ist richtig gut. ….. etlichen Kreidler Florett der verschiedenen Baujahre. Hier die Viergang-Version mit 4,2 PS. Ich glaube, das war der einzige Goggo-Roller in Wettenberg. Keine Golden Oldies ohne den Vespa-Club Giessen, ist doch klar. Keine BMW Isetta, sondern die wesentlich seltenere Heinkel-Kabine. Goggo als Limousine, als Coupe und ein NSU Prinz. Wunderschön noch heute ist eine Borgward Isabella. Mein Musiklehrer Lange fuhr in den 60ern so einen Schlitten und hatte damit beste Chancen bei allen Damen der Lehrerschaft. Kein Wunder. Und auch mal was richtig altes: Ford Tin Lizzy. Sehr schöner MG Midget. Ein Messerschmidt Kabinenroller aus meiner alten Heimat Recklinghausen. Schicke Damen, ….. ….. eine noble Imbiss-Bude und ….. ….. eine Göttin auf dem Freiluftstand von Citroen. Viel schöner kann eine Isetta nicht lackiert sein. Bereits in den 30er Jahren hat MG wunderschöne Sportwagen gebaut. Und speziell für Reinhard ein BMW 700, allerdings als Cabriolet. Recht selten: Die grosse Isetta, ein BMW 600. Jetzt bin ich schon seit über drei Stunden bei brütender Hitze unterwegs und gönne mir ein gewaltiges Eis nur mit heller und dunkler Schokolade. Und dabei schaue ich mir den vorbeifliessenden Menschenstrom an. Nach meinem Gefühl waren die Golden Oldies noch nie so gross und so gut besucht – könnte ein neuer Rekord werden. Ich aber beende meinen Besuch hier, den ich sehr genossen habe, ….. ….. und mache mich auf den Rückweg zu meiner Vespa. Unterwegs und als abschliessendes Foto der Golden Oldies noch etwas für Gerhard: Ein Teilnehmer-Fahrzeug von den Oldtimerfreunden Steiermark. Zwar ein Porsche und kein Puch, aber dafür auf eigener Achse angereist.


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Jetzt tanke ich die Vespa auf und mache mich auf den Rückweg. Dabei komme ich durch für mich recht fremde Ecken des Giessener Landes, so wie hier auf der Strecke zwischen Launsbach und Wismar. Von hier aus hast Du einen schönen Ausblick auf die Burg Gleiberg, …..

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….. die Skyline von Wismar, ……….

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auf Giessen mit dem Turm der Giessener Brauerei, und …..

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….. ein Stückchen schöner Kulturlandschaft.

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Gegen 16:00 bin ich dann leicht erschöpft, aber sehr zufrieden wieder zuhause. Ach ja: Einen Schlüsselanhänger für meine Honda XBR habe ich in Wettenberg auch bekommen. Den clipse ich noch eben an den Hondaschlüssel. Und wo ich schon dabei bin, baue ich noch eben die beiden hinteren Blinker ab und montiere wesentlich hübschere und kleine. Die vorderen Blinker mach ich aber erst morgen.

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