Promillewege

Promillewege, Schleichwege, Wirtschaftswege, Feldwege – das sind heute unsere Ziele.

Mit Hilfe unseres Scouts Herbert, einem Ur-Vogelsberger, werden wir solche Wege legal oder illegal mit unseren Fahrzeugen befahren. Zwangsläufig werden wir nicht schnell unterwegs sein, so dass es kein Problem ist, wenn unser Scout mit seiner kleinen Hondy CY 50 vorausfährt. Insgesamt soll die Aktion eine weitere Stufe bei unserer erfolgreichen Aktion „Entdeckung der Langsamkeit“ werden.

Um 14:00 holt mich Jürgen ab und wir fahren dann auf (noch) völlig normalen Straßen nach Ulrichstein zu Herbert.

Angekommen bei Herbert gibt es zunächst Smalltalk und Diskussionen über die Richtung, in der wir die Langsamkeit neu entdecken möchten.

Das Fahrzeug von Herbert, unserem Scout. Der Einkaufskorb bleibt natürlich leer.

Wir entscheiden uns dafür, Wirtschaftswege in Richtung Schwalmtal unter die Räder zu nehmen. Zuerst aber fahren wir in einer großen Schleife von einem Ende von Ulrichstein zum anderen und lernen dabei das Naturschwimmbad kennen. Es wird nicht beheizt und nicht mit Chlor versetzt und bezieht sein Wasser ausschliesslich aus der Ohm, die hier unterirdisch entspringt. Dadurch ist das Wasser natürlich immer kalt, sehr kalt sogar – Fachleute nennen einen Kältegrad von 2 cm. Verständlich, wenn immer kaltes Wasser nachfliesst.

Jetzt geht es auf (legalen) Wirtschaftswegen über Helpershain und Engelrod. Nur selten queren wir dabei reguläre Straßen.

Wie erwartet haben wir viel öfter als üblich herrliche Landschaften aus einem neuen Blickwinkel vor uns. Hier schauen wir weit über den nördlichen Vogelsberg hinaus bis ins Hessische Waldland. Herbert ist allerdings der Meinung, dass wir hier das Gießener Land mit dem Gleiberg sehen können.

Ich aber weiß: Das ist niemals die Richtung Gießen, und wir beschliessen, dass auf dem Totenköppel endgültig zu klären.

Auch ein paar Kilometer weiter sind wir über die geografische Lage nicht einig. Jürgen hält sich aus der Diskussion heraus.

Also hinauf auf den zufällig nahen Totenköppel bei Meiches. Hier wird klar, dass wir tatsächlich ins Hessische Bergland geschaut haben, und Gießen mit dem Gleiberg liegt runde 180° davon. Hätten wir das auch geklärt.

Die Herren Weiß und Neeb diskutieren über die strategischen Fehler, die Blücher während der napoleonischen Kriege in der Schlacht nahe Ulrichstein gemacht hat.

Nach weiteren Kilometern auf kleinsten Wegen erreichen wir das Ziel des Tages: Die Dorfalm in Ober-Sorg im Schwalmtal. Ein sehr schönes und rustikales Restaurant, dass ich hier unbedingt empfehlen kann. Wir aber lassen es heute bei einem Cappuccino bewenden.

Der Rückweg verläuft dann die ersten Kilometer über besonders kleine und schmale Wege, die auch keinen Asphalt mehr haben und deren Legalität zweifelhaft ist. Aber es ist wunderbar, so nah an der Schwalm entlang fahren zu können. Hier haben wir diese abenteuerlichen Wege aber schon wieder verlassen und schauen jetzt tatsächlich ins Gießener Land hinein, wo natürlich der Gleiberg besonders hervorragt.

Mittlerweile bricht der Abend herein und verleiht der Landschaft ein besonderes Aussehen – ein bisschen wie Mordor. Nur diese unverhältnismäßige Masse an Windrädern stört.

Einen letzten Blick gibt es dann kurz vor Ulrichstein, wo wir Herbert, den Scout, etwas verspätet am Grill abliefern. Nochmals ein herzliches Dankeschön an Herbert für diese wunderbaren Stunden, die uns viel Spaß bereitet haben.

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